Fragmente aus dem Jahre 1938

Fragmente aus dem Jahre 1938 – letzte Spuren eines unterbrochenen Werks

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Ödön von Horváth gehört zu den wichtigsten Dramatikern und Erzählern des 20. Jahrhunderts. Mit Stücken wie Geschichten aus dem Wiener Wald oder Italienische Nacht wurde er berühmt – für seine klare, schnörkellose Sprache und seinen unbestechlichen Blick auf die gesellschaftlichen Verwerfungen seiner Zeit. Doch ein bedeutender Teil seines Schaffens blieb unvollendet: die sogenannten „Fragmente aus dem Jahre 1938“.

Ein Autor im Exil

1938 war Horváth bereits auf der Flucht. Er hatte Deutschland verlassen, lebte zeitweise in Österreich und Ungarn, schließlich in Paris. Der Aufstieg des Nationalsozialismus, die Unsicherheit des Exils und die Bedrohung durch Krieg prägten seine letzten Lebensmonate. In dieser Situation arbeitete er fieberhaft an neuen Texten – doch viele blieben Skizzen, Entwürfe, Notizen.

Themen der Fragmente

Die überlieferten Fragmente lassen tief in Horváths Denken blicken:

  • Sie kreisen um Faschismus, Machtmissbrauch und die Zerbrechlichkeit demokratischer Werte.

  • Sie spiegeln die Erfahrungen von Heimatlosigkeit und Identitätsverlust im Exil.

  • Zugleich finden sich Horváths typische Stilmittel: lakonische Dialoge, präzise Beobachtungen, die das Absurde im Alltag freilegen.

Einige dieser Texte lassen erkennen, in welche Richtung er sein großes, geplantes Werk Adieu Europa hätte entwickeln wollen – eine kritische Auseinandersetzung mit dem Kontinent in der Krise.

Ein tragisches Ende

Im Juni 1938 starb Horváth in Paris durch einen Unfall, gerade 37 Jahre alt. Sein Tod setzte einer hochproduktiven Schaffensphase ein abruptes Ende. Die Fragmente wurden später posthum veröffentlicht und bieten seither wertvolle Einblicke in das literarische Erbe eines Autors, der zu den schärfsten Beobachtern seiner Epoche zählt.

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