Ödön von Horváth in Budapest
Ödön von Horváth in Budapest
Ein wichtiger Abschnitt in Ödön von Horváths Kindheit führte ihn nach Budapest, wo er ab 1908 lebte, während sein Vater als Gesandter im Dienst der k.u.k. Monarchie tätig war. Die Familie wohnte in der ungarischen Hauptstadt mehrere Jahre, und Horváth besuchte dort zunächst die Volksschule, später das Erzbischöfliche Gymnasium „Rákóczianum“, eine traditionsreiche katholische Bildungseinrichtung. Der Unterricht erfolgte auf Ungarisch – für den jungen Horváth, der bis dahin vor allem Deutsch gesprochen hatte, eine prägende Erfahrung.
Die Jahre in Budapest waren für seine Entwicklung von großer Bedeutung. Sie schärften sein Bewusstsein für sprachliche und kulturelle Vielfalt, aber auch für soziale Unterschiede. Horváth wuchs in einer vielsprachigen Umgebung auf – zwischen dem Deutschen seiner Familie, dem Ungarischen des Schulalltags und dem multikulturellen Leben der Donaumetropole. Diese Erfahrungen spiegeln sich später in seinem literarischen Werk wider, in dem nationale, sprachliche und gesellschaftliche Gegensätze eine zentrale Rolle spielen.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog die Familie weiter nach München, wo Horváth 1919 die Matura ablegte und sein Studium begann. Doch Budapest blieb für ihn eine prägende Erinnerung – als Ort seiner Jugend, an dem er zum ersten Mal die Spannungen zwischen Klassen, Kulturen und Sprachen erlebte, die später zum Kern seiner Dramen und Romane wurden.