Ödön von Horváth und Bruder Lajos
Ödön von Horváth und Bruder Lajos
Ödön von Horváth (1901–1938) und sein jüngerer Bruder Lajos von Horváth (1903–1968) entstammten einer ungarisch-österreichischen Diplomatenfamilie. Durch die Tätigkeit des Vaters zog die Familie häufig um – von Fiume über Belgrad, Budapest und München bis nach Murnau am Staffelsee, wo sie sich 1924 niederließ.
In München und Murnau verbrachten die Brüder prägende Jahre. Während Ödön sich in den frühen 1920er-Jahren ganz dem Schreiben zuwandte und seine ersten Erfolge als Autor feierte, entdeckte Lajos sein Talent als Zeichner und Illustrator. Beide teilten einen scharfen, humorvollen Blick auf die Menschen und ihre Schwächen. Ihre Arbeiten erschienen zeitweise in denselben Publikationen: Ödön veröffentlichte ab 1924 seine „Sportmärchen“ im Satireblatt Simplicissimus, während Lajos ab 1931 für den Simplicissimus und die Zeitschrift Jugend zeichnete. Beide verband ein feiner Sinn für Ironie, Gesellschaftskritik und psychologische Genauigkeit.
Während Ödön zeitweise in Berlin lebte, blieb Lajos häufiger bei den Eltern in Murnau. 1925 heiratete er Auguste Emhardt, die Schwester eines Freundes. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das Leben der Familie in Murnau zunehmend schwierig, sodass sie 1934 gezwungen war, den Ort zu verlassen.
Ödön ging ins Exil und kam 1938 bei einem Sturm in Paris ums Leben. Lajos wurde im Zweiten Weltkrieg in die ungarische Armee eingezogen und nahm am Russlandfeldzug teil. Nach einer schweren Verwundung begann er im Lazarett mit dem Zyklus Rückzug, den er nach seiner Rückkehr nach München weiterführte.
1945 übersiedelte Lajos nach Wien, wohin sich auch seine Eltern zurückgezogen hatten. Dort arbeitete er als Illustrator, Lehrer und Übersetzer. 1959 heiratete er Elisabeth zu Leiningen-Westerburg. Lajos von Horváth starb am 8. Juli 1968 in Wien.
Während Ödön von Horváth heute als einer der bedeutendsten Dramatiker der Zwischenkriegszeit gilt, ist Lajos vor allem als sensibler Zeichner und Illustrator in Erinnerung geblieben. Gemeinsam stehen die Brüder für zwei verschiedene, aber eng verbundene Ausdrucksformen eines scharfen, humanistischen Blicks auf den Menschen und seine Zeit.